albertk (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Sonntag, 09. März 2008 - 12:20 Uhr: | |
Unter einer "manufactured majority" würde ich eine systembedingte Parlamentsmehrheit verstehen, die durch das Wahlsystem - aber nicht durch die Wählerstimmen - erzeugt wird. Nach 1945 erhielt in Großbritannien in keinem Fall eine Partei eine absolute Mehrheit an Wählerstimmen. Quelle: http://www.psr.keele.ac.uk/area/uk/edates.htm Seit dem Erstarken der Labour Party in den 20er Jahren bekamen nur in zwei Fällen (1931 und 1935) die Konservativen und ihre Verbündeten (von einer Partei kann man hier eigentlich gar nicht reden) eine stimmenmäßige absolute Mehrheit, die sich in einer haushohen Mandatszahl (90%, bzw. 70% der Mandate) niederschlug. Seit 1945 fanden in Großbritannien 17 Unterhauswahlen statt, davon gab es nur in einem Fall keine absolute Mehrheit einer Partei an Mandaten; in zwei Fällen gab es sogar eine Mehrheitsumkehr (Bias), ein Zustand der in den letzten Jahren wiederzukehren droht. Wie komplex die Umrechnung von Umfragen auf Mandate ist, kann man ausführlich bei folgendem Forum nachlesen: http://www.electoralcalculus.co.uk/ Von einer Proportionalität kann man im Zusammenhang mit diesem System kaum sprechen. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich in Großbritannien nämlich gar nicht um reines Zweiparteiensystem (wie beispielsweise in den USA). Stattdessen gibt es landesweit drei Parteien und zwei starke Regionalparteien. In Nordirland ist die Situation wieder komplett anders. Sieht man sich das letzte Wahlergebnis an, kommt man sogar auf 113 verschiedene Parteien. |