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uwe s.
| Veröffentlicht am Freitag, 06. Mai 2005 - 09:38 Uhr: | |
Was spricht eigentlich für oder gegen die möglichen Alternativen bei der Stimmenauszählung a) im jeweiligen Wahllokal (Dtl.) b) in einem zentralen Auszählungslokal für jeden Wahlkreis (GB) ? Welche der Alternativen wäre einem Land zu empfehlen, dass noch keine lange Tradition demokratischer Wahlen hat? |
Philipp Wälchli
| Veröffentlicht am Freitag, 06. Mai 2005 - 10:06 Uhr: | |
Es kommt darauf an, ob während des Transports der Wahlzettel zum zentralen Auszählungsort Manipulationen möglich bzw. wahrscheinlich sind, sodann natürlich auf die Kommunikations- und Transportmöglichkeiten, auf die Verfügbarkeit qualifizierten Personals (in einem Land ohne lange demokratische Tradition kann es z. B. viele Analphabeten geben) und schliesslich auch auf das Wahlsystem: In Deutschland ist es prinzipiell gleichgültig, wo die Stimmen ausgezählt werden, denn das Wahlsystem bedingt es, dass die Sitzverteilung erst berechnet werden kann, wenn das Gesamtergebnis vorliegt. In GB hingegen steht jeder Wahlkreis für sich, sobald klar ist, wer am meisten Stimmen erhalten hat, muss dieses Ergebnis nur noch beglaubigt, verbrieft und gemeldet werden. Das geht einfacher und schneller, wenn alle Stimmzettel aller Wahllokale aus demselben Wahlkreis an einem Ort gleichsam auf einen Haufen geschüttet werden. |
Matthias Cantow
| Veröffentlicht am Freitag, 06. Mai 2005 - 10:10 Uhr: | |
Für a) spricht, dass die Wahllokalauszählung 1. eindeutig eine schnellere Auszählung und 2. das Öffentlichkeitsprinzip gewährleistet, denn nur so kann ein Wähler auch die Auszählung in seinem Wahllokal am Wahlabend unmittelbar verfolgen und die Wertung seiner eigenen Stimme – soweit möglich – kontrollieren (das wurde ja auch den Machthabern in der DDR zum Verhängnis, da so durch die Addition der beobachteten Wahllokalergebnisse Wahlfälschung nachgewiesen werden konnte). Bei Nach- oder Neuauszählungen, wie etwa die der Berliner ZWeitstimmen Anfang dieses Jahres, die auch öffentlich aber zentral sind, kann man sicher auf so hohe Ansprüche verzichten, da dort bereits ein Ergebnis zum Vergleich vorliegt, dass über die lokale Auszählung ermittelt wurde. Für b) könnte sprechen, dass wegen der geübteren Auszähler die Auszählung an sich schneller und bei sehr selten auftretenden Fragen betreffs der Stimmenwertung fachkundige Hilfe in der Nähe ist. Welche der Alternativen wäre einem Land zu empfehlen, dass noch keine lange Tradition demokratischer Wahlen hat? In vielen Ländern scheidet b) schon aufgrund des Transportproblems aus und wird meines Wissens meist nur in Ländern mit Sicherheitsproblemen für die lokalen Auszählkräfte angewandt (was nicht unbedingt etwas mit einer jungen Demokratie zu tun haben muss). |
Matthias Cantow
| Veröffentlicht am Freitag, 06. Mai 2005 - 10:21 Uhr: | |
Ergänzung zu a) 2.: Natürlich kann ein Wähler auch bei zentraler Auszählung die Wertung seiner Stimme verfolgen, wenn dort öffentlich und wahllokalweise ausgezählt sowie die Auszählung des einzelnen Lokals verfolgbar ist, was ich mir nach einigen Bildern von solchen zentralen Auszählungen nicht unbedingt vorstellen kann. Abgesehen davon könnte sich der Wähler durch die räumliche Entfernung gehindert sehen, an der Auszählung teilzunehmen. |
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