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Jugendquote

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mary (Unregistrierter Gast)
Veröffentlicht am Montag, 09. April 2007 - 18:13 Uhr:   

ich würde gerne mal eure meinungen hören, ob es in den partein eine jugendquote geben sollte, wie dir ausfallen dürfte (theo. ab 18), bzw. inwiefern diese jugend dann auch gewählt werden darf/kann/sollte...
würde mich ueber antworten freuen
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Philipp Wälchli
Veröffentlicht am Montag, 09. April 2007 - 19:30 Uhr:   

Persönlich halte ich von derartigen Quotenregelungen nichts. Sie sind im wesentlichen Alibiübungen, sofern nicht durch weitere Massnahmen vorgesehen ist, dass die Quoten-Kandidaturen auch Wahlerfolg haben können.
In einem System wie im deutschen Bundestagswahlrecht ist es ja bspw. möglich, dass eine Liste ganz wenige oder, in extremis, keine Listenkandidaten erhält, weil die ihr zustehenden Sitze vorab über Wahlkreiskanidaten gefüllt worden sind.
Man müsste also sinngemäss eine Quote auch für Direktkandidaturen einführen. Bloss stelle man sich einmal vor: Milchgesicht x tritt in Wahlkreis y gegen Urgestein z an - und wird gewiss verlieren. Folglich läge es dann nahe, die "Quotenkandidaten" in Wahlkreisen aufzustellen, die ohnehin mit grosser Wahrscheinlichkeit an eine andere Liste fallen werden - womit es sich eben wiederum nur um eine Alibi-Übung handelt.
Irgendwie habe ich auch etwas Mühe mir vorzustellen, wie ein ziemlich unbeschriebenes junges Blatt Wahlkampf gegen einen mit allen Wassern gewaschenen Altpolitiker machen will. Das hat nichts mit irgendwelchen Vorurteilen oder Diskriminierung zu tun, sondern ist einfach die soziale Realität.
Im Schweizer Nationalrat sitzen seit einigen Jahren zwei prominente Jung-Politiker, die inzwischen auch nicht mehr ganz sooo jung sind. Beide gehören je einer der beiden grössten Fraktionen an (mehr Sitze zu erhalten, macht es auch für weniger "gewichtige" leichter, gewählt zu werden!) - und beide haben auch eine hervorstechende Persönlichkeit.

Die Realität sieht ja ohnehin in vielen Staaten so aus, dass die Spitzen von Staat, Regierung, Parlamentskammern, Parteien usw. von eher älteren bis sehr alten Jahrgängen besetzt werden. Dass das Durchschnittsalter z. B. einer Parlamentskammer irgendwo so zwischen 50 und 60 Jahren liegt, ist da nicht einmal besonders aussergewöhnlich. Der volkstümliche Übername des Schweizer Ständerates lautet beispielsweise "Stöckli", und ein Stöckli ist eine traditionelle Form der Altersresidenz ehemaliger Bauern. Man könnte dies also auch als "Altenheim" übersetzen, ohne den Sinn wesentlich zu verfälschen. Ähnliches gilt auch für den US-Senat, dessen Wählbarkeitsgrenze ohnehin durch die Verfassung auf 30 Jahre festgelegt ist - als ob dies in der Praxis besonders relevant wäre! Der Bundespräsident Deutschland muss bspw. auch wenigstens 40 Jahre alt sein, so will es das Grundgesetz.
Man stelle sich aber einmal nur das Wahlverfahren vor:
Ein Schweizer Ständeratssitz wird in der Regel in Mehrheitswahl besetzt. In jedem Kanton sind dabei (mit einigen wenigen Ausnahmen) zwei Sitze frei. Um überhaupt Chancen auf eine Wahl zu haben, bedarf es schon einer gewissen Bekanntheit, eines Ansehens, meist auch der politischen Erfahrung, eines Netzwerkes von Freunden in Parteien und gesellshaftlichen Verbänden usw. Überdies braucht es Zeit und Geld für einen Wahlkampf. Noch schlimmer sieht es in den USA aus: Ein Senator tritt immer für einen einzigen Sitz in einem Bundesstaat an. Ein ganzer Staat schaut also auf die Kandidaten und beurteilt, welcher den ganzen Staat wohl am besten vertreten könnte. Ein Staatspräsident schliesslich ist das Oberhaupt eines ganzen Landes, es kann immer nur ein Person dieses Amt innehaben - die Konkurrenz ist also extrem stark. Wenn nicht ganz besondere Umstände vorliegen, haben jugendliche Kandidaturen dabei ohnehin keine Chancen: Sie sind nicht bekannt, haben wenig Erfahrung, sind in Parteien und gesellschaftlichen Verbänden nicht verankert, verfügen über kein persönliches Netzwerk, meist auch nicht über Geld und Zeit - wie sollten sie auch? Sie hatten ja eben einfach nicht soviel Zeit, dies alles zu sammeln. Mit 23 sind sie oft noch in der Ausbildung, die grossen Aufgaben des Lebens wie Existenzgründung, Familiengründung, Erziehung der Kinder usw. stehen ihnen noch bevor und verschlingen viel Zeit, Geld und Kraft.
Mit Quoten auf einer Liste allein lassen sich diese Nachteile nicht im geringsten ausgleichen. Das mag zwar bitter sein, ist aber eine Tatsache.
WENN man denn wirklich etwas tun wollte, um auch jungen Leuten echte Wahlchancen einzuräumen, DANN müsste man dies meiner Meinung nach eindeutig auf der sozialen Ebene tun und nicht erst im Lauf der Wahlvorbereitung oder des eigentlichen Wahlverfahrens. Es nutzt schliesslich herzlich wenig, gewählt worden zu sein (falls es denn doch einmal klappt), wenn man das Amt am Ende aus sozialen Gründen wie Zeit- oder Geldnot, familiären Verpflichtungen o. dgl. doch ausschlagen muss.
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Ralf Lang
Veröffentlicht am Montag, 14. Mai 2007 - 12:49 Uhr:   

Der Landesverband Thüringen der PDS (heute Linkspartei) hatte in den 90er Jahren eine Quotenregelung zur Vertretung von Jugendlichen im Vorstand. Zudem ist die Jugend als AG konstituiert und kann als solche nach eigenem Ermessen zwei stimmberechtigte Delegierte in den Landesparteitag entsenden. Die Mehrzahl der Jugendlichen wird aber über die Kreisverbände gewählt - genau wie alle anderen Delegierten auch.

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